AckerKom - Kommunikationsprobleme zwischen Landwirtschaft und Naturschutz und ihre Ursachen

Das dreijährige Forschungsprojekt wurde vom Bundesamt für Naturschutz finanziert, war am Fachgebiet Onlinekommunikation an der Universität Hohenheim angesiedelt und fand in enger Abstimmung mit dem dortigen Fachgebiet Kommunikation uns Beratung in ländlichen Räumen (Prof. Dr. Andrea Knierim) statt.

Zusammenfassung des Projekts und seiner Ergebnisse

Kommunikation gilt als zentrale Voraussetzung, um Naturschutz langfristig in der Landwirtschaft zu verankern. Die anhaltenden, teils heftigen Auseinandersetzungen zwischen Akteuren aus beiden Bereichen in Deutschland zeigen jedoch, dass vor allem in der öffentlichen Kommunikation deutliche Defizite herrschen. Ziel des Forschungsvorhabens war es deshalb, die bestehenden Probleme sowie deren Ursachen zu identifizieren und zu beschreiben. Darauf aufbauend wurden Lösungsvorschläge für eine konstruktivere Kommunikation erarbeitet.

Den theoretischen Hauptbezugspunkt bildet die Forschung zu öffentlichen Diskursen. In einer qualitativen Inhaltsanalyse wurden zunächst 160 einschlägige Veröffentlichungen untersucht; darauf aufbauend fanden vier Gruppendiskussionen mit Akteuren aus Landwirtschaft und Naturschutz statt. Die Analyse offenbart vielfältige Probleme: Zunächst fehlt es den Akteuren teils an der Bereitschaft, eine rational motivierte Einigung zu erreichen. Zudem haben nicht alle Themen und Darstellungsperspektiven die gleichen Chancen, öffentlich diskutiert zu werden (Medien berichten z. B. fast nur über Negatives). Drittens ist die Art der Kommunikation teils unangemessen (Fehlen von Argumenten, Beleidigungen etc.). Als Ursachen wurden folgende Aspekte identifiziert: ungeklärte Zielkonflikte; Pfadabhängigkeiten und organisationsinterne Zwänge; Fehlen des notwendigen Fachwissens; gruppenspezifische Verhaltensund Interpretationsmuster; Misstrauen von Landwirtinnen und Landwirten gegenüber Anderen; emotionale und finanzielle Betroffenheit der Landwirtinnen und Landwirte.

Zur Verbesserung der öffentlichen Kommunikation zwischen Landwirtschaft und Naturschutz lassen sich darauf aufbauend zwei zentrale Ziele formulieren: Wissen übereinander vermitteln und Verständnis füreinander schaffen. Beides kann dazu beitragen, Vorurteile abzubauen, bestehende Gemeinsamkeiten stärker als bisher aufzuzeigen und eine gemeinsame Vertrauens- und Wissensbasis zu schaffen, die die Grundlage für konstruktive öffentliche Kommunikation und das Finden von gemeinsamen Lösungen bildet. Konkret sind die folgenden Maßnahmen zu empfehlen:

  • Erweiterung der Aus-/Weiterbildung in Naturschutz und Landwirtschaft: Sowohl bei haupt- als auch bei nebenamtlichen Akteuren aus Landwirtschaft und Naturschutz sollte ein höherer Wissensstand über das jeweils andere Feld angestrebt werden. Dies betrifft sowohl die fachliche Ebene als auch die soziale und kommunikative Ebene.
  • Verstetigung des Dialoges: Der direkte, persönliche Austausch zwischen den Akteuren aus Landwirtschaft und Naturschutz sollte auf allen Ebenen intensiviert, verstetigt und optimiert werden.
  • Zusammenarbeit besser kommunizieren: Positive Formen der Zusammenarbeit, wie Dialog- oder Kooperationsprojekte, sollten stärker als bisher professionell und öffentlichkeitswirksam kommuniziert werden.
  • Aus- und Weiterbildung im Journalismus: Da Journalistinnen und Journalisten zum Teil das notwendige Fach- und Hintergrundwissen fehlt, um angemessen über einschlägige Themen berichten zu können, sollten geeignete Aus- und Weiterbildungsangebote geschaffen werden.
  • Gemeinsames Auftreten: Die Akteure aus Landwirtschaft und Naturschutz sollten sich künftig verstärkt als Partner denn als Gegner begreifen und sich auch als solche präsentieren. 

Nachfolgeprojekt

Seit Januar 2024 läuft das Nachfolgeprojekt "Kommunikation hoch 2" zur Aus- und Weiterbildung im Journalismus. 

Beteiligte Personen

Projektlaufzeit

01. Februar 2020 bis 31. Januar 2023

Publikationen

Vorträge

  • Menauer, V. (2023) Kommunikation zwischen Landwirtschaft und Naturschutz – wie kann dies besser funktionieren? Vortrag bei der Fachtagung „Agrarkundengeschäft in Sparkassen“; Stuttgart, 20. April 2023
  • Menauer, V. (2023) Kommunikation im Spannungsfeld Landwirtschaft und Naturschutz; Vortrag beim NABU Baden-Württemberg e. V.; Stuttgart, 23. März 2023
  • Menauer, V. (2022) Kommunikationsprobleme zwischen Landwirtschaft und Naturschutz und ihre Ursachen; Vortrag beim Workshop „Naturschutz und Landwirtschaft im Dialog 2022: Konstruktiv miteinander reden“; Vilm, 14. – 17. November 2022
  • Schweiger, W. & Menauer, V. (2022) Handlungsempfehlungen für eine bessere öffentliche Kommunikation; Vortrag beim Workshop „Naturschutz und Landwirtschaft im Dialog 2022: Konstruktiv miteinander reden“; Vilm, 14. – 17. November 2022
  • Menauer, V. & Schweiger, W. (2022). Kommunikationsprobleme zwischen Landwirtschaft und Naturschutz in Deutschland. Vortrag auf der 62. Jahrestagung der Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaues e.V. (GEWISOLA); Stuttgart, 7.-9. September 2022
  • Menauer, V. (2022) Lasst uns miteinander reden – aber richtig. Vortrag auf dem Deutschen Naturschutztag; Hannover, 28. Juni – 02. Juli 2022
  • Menauer, V. (2022) Kommunikationsprobleme zwischen Landwirtschaft und Naturschutz in Deutschland und ihre Ursachen; Vortrag bei der Interdisziplinären Wissenschaftstagung zur Biodiversitätsforschung im Rahmen des UN-Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD); Vilm, 15. – 19. August 2022

Veranstaltungen

  • Inhaltliche Planung und Durchführung der Veranstaltung „Naturschutz und Landwirtschaft im Dialog 2022: Konstruktiv miteinander reden“; Internationale Naturschutzakademie Vilm, 14. – 17. November 2022