Agenda-Learning (DFG, 2008-2012)

 

Ein Experiment zum individuellen Agenda-Setting durch Onlinenachrichten

Status


Das DFG-Projekt wurde  im Juni 2008 bewilligt (SCHW1172/3-1) und um ein weiteres Jahr verlängert (SCHW- 1174/3-2) . Es hatte eine Gesamtlaufzeit von 3,5 Jahren, umfasste eine wiss. Mitarbeiterstelle (50%) sowie ein Sachmittel-Budget von ca. 20.000 €. Projektlaufzeit: 2008-2012.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Kristin Bulkow, M.A.

Inhalt


Das Projekt untersuchte mittelfristige, individuelle Agenda-Setting-Prozesse, also die kumulative Herausbildung persönlicher Salienzen von Themenkontakt zu Themenkontakt (sog. Agenda-Learning). Die Teilnehmer besuchten zwei Wochen lang täglich eine eigens erstellte Nachrichten-Website. Diese umfasste (a) eine tagesaktuelle Auswahl realer Nachrichtenbeiträge und (b) vorproduzierte Beiträge zu einem ‚Experimentalthema‘. Dieses wurde in einem 2x2x2-Design mit folgenden Faktoren variiert:

  • Thementyp: eskalierende Krise vs. langfristiges Problem
  • Häufigkeit der Berichterstattung: tägliche vs. gelegentliche Berichterstattung über das Experimentalthema
  • Salienz der Berichterstattung: Experimentalthema überwiegend als Aufmacher vs. Experimentalthema überwiegend in Kurzberichten


Die Teilnehmer konnten die Nachrichten-Website am jeweiligen Tag besuchen, wann und von wo aus sie wollten (natürliche Rezeptionssituation); auch die Artikelauswahl blieb ihnen überlassen (Selective Exposure). Zeitpunkt und Dauer der Nutzung sowie rezipierte Artikel wurden in Logfiles gemessen. Alle drei Tage war nach der Rezeption ein Onlinefragebogen zur persönlichen Themenagenda, zur Nutzung anderer Nachrichtenmedien sowie zu interpersonaler Kommunikation auszufüllen. In einem Vor- und Nachher-Fragebogen werden andere Agenda-Setting-Variablen erhoben.

Um die tatsächliche, allgemeine Medienagenda zu kontrollieren, die sich thematisch in der Experimental-Website wiederfindet und die Teilnehmer über andere Medien und interpersonale Kommunikation erreicht, erfolgte zusätzlich eine Inhaltsanalyse der bundesweiten Medienberichterstattung im Untersuchungszeitraum.

DFG-Abschlussbericht „Agenda-Learning“.

Publikationen

 

  • Bulkow, K. & Schweiger, W. (2013). Agenda Setting. In Schweiger, W. & Fahr, A. (Hrsg.), Handbuch Medienwirkungsforschung (S. 169-188). Wiesbaden: Springer VS.
  • Bulkow, K. & Schweiger, W. (2013). Agenda Setting und Dual Processing – Varianten der Nachrichtenrezeption als Determinante im Agenda Setting. In Jandura, O., Fahr, A. & Brosius, H.-B. (Hrsg.), Theorieanpassungen in der digitalen Medienwelt (S. 181-198). Wiesbaden: Nomos.
  • Bulkow, K., Urban, J. & Schweiger, W. (2012). The Duality of Agenda Setting: The Role of Information Processing. International Journal of Public Opinion Research, 25: 43-63.
  • Bulkow, K. & Schweiger, W. (2010). Ein Blick in den Automaten – individuelle Lernprozesse als vernachlässigte Größe im Agenda-Setting-Ansatz. In Schemer, C., Wirth, W., & Wünsch, C. (Hrsg.), Politische Kommunikation. Wahrnehmung, Verarbeitung, Wirkung (S. 213-239). Baden-Baden: Nomos.